Massentierhaltung? Nicht bei uns!

Bündnis 90/Die Grünen Ludwigslust Parchim sprechen sich bei der Kreissitzung entschieden gegen den Bau neuer Massentierhaltungsanlagen in ihrer Region aus. Bernd Schulz (Geschäftsführer der Grünen LUP) äußert sich in seinem Vorwort zu diesem Thema folgendermaßen:

10.12.13 –

Man muss gar nicht mal Vegetarier/-in sein, um bei gelegentlichen Berichten in den Medien über die Zustände bei der Massentierhaltung Ekel, Wut und totales Unverständnis zu empfinden. Die Bilder aus Anlagen der industriellen Tierhaltung – seien es Geflügel, Schweine oder sonstige sogenannte Nutztiere – erzeugen zu Recht Empörung, oder den Reflex des sofortigen Wegschauens. Vielen ist dabei – zumindest unterbewusst – klar, dass es sich bei den gezeigten Beispiele nicht um bedauerliche Einzelfälle handelt, sondern vielmehr um ein durchgängiges Prinzip. Dies Prinzip besteht in rücksichtsloser Profitmaximierung. Dabei werden gängige Standards wie artgerechte Tierhaltung (der Umgang mit der Kreatur) oder qualitätsorientierte Nahrungsmittelerzeugung (bäuerliche, ökologische Land- und Viehwirtschaft) ignoriert. Ich werde kaum Widerspruch ernten, wenn ich aus Sicht der Tiere sage: „das ist nicht schön“; aber: es gibt auch Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation von Menschen. Ich meine jetzt nicht, dass es für die wenigen verbliebenen Arbeitskräfte in der Tierhaltung belastende Arbeitsumstände sind, sondern – und das belegen Statistiken – die Zahl der Arbeitsplätze seit dem Ausbau der industriellen (Massen-)Tierhaltung Mitte der 90er Jahre um über 90 % zurückgegangen ist. Man kann also im wahrsten Wortsinn sagen: Industrielle Tierhaltung ist nicht nur moralisch und ethisch fragwürdig sondern auch zutiefst asozial.

Für unseren Landkreis ist dies kein abstraktes, theoretisches Thema. Wir sind durchaus betroffen: Wir haben in Fahrbinde den niederländischen Investor/Unternehmer „Strathof“, der es wegen seines „eigenwilligen“ bis skrupellosen Umgangs mit Genehmigungsvorlagen, insbesondere in den neuen Bundesländern, bereits mehrfach in die Politmagazine der ARD (u. a. FAKT) geschafft hat; wir haben – noch relativ frisch – die mediale Aufregung um eine Hähnchenmastanlage bei Sternberg. Diese Aufzählung konkreter Beispiele ließe sich fortsetzen, aber mir ist noch ein anderer Punkt wichtig: Wie die anderen neuen Bundesländer haben wir durch die Hinterlassenschaften der LPGen, insbesondere durch viele leerstehende ehemalige Großstallanlagen so etwas, wie „infrastrukturelle Anreize“ für die industrielle Tierhaltung!

Natürlich sind die Möglichkeiten der Einflussnahme für den Landkreis relativ gering, sie beschränken sich im Wesentlichen auf Genehmigungsverfahren nach den entsprechenden Richtlinien. Umso wichtiger erscheint es uns, diese Möglichkeiten auszunutzen – und es gibt in Niedersachsen nachahmenswerte Praxis, die als Vorbild dienen könnte und sollte.

Es ist aber – gerade weil die Einflussnahmemöglichkeit durch die Verwaltung begrenzt ist – wichtig, dass wir als Kreistag deutlich sagen, dass wir diese inhumane und asoziale Form der Tierhaltung in unserer Region nicht haben wollen. Wir wären in MV auch nicht die einzigen; der Kreistag VP-Rügen hat sich schon in diesem Sinne festgelegt.

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Kreistag Ludwigslust-Parchim

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